Chronik des Musikverein Dettingen e.V.

Laut mündlicher Überlieferungen fanden sich Ende des 19. Jahrhunderts Musiker aus Dettingen und Betra zu einer Kapelle zusammen. Die schriftliche Erwähnung einer Kapelle war erstmals im Jahr 1882. Dies konnte aus den Aufzeichnungen im Dettinger Ortsarchiv entnommen werden. Eine weitere schriftliche Erwähnung der Kapelle, in den Pfarrbüchern der Pfarrei St. Peter zu Dettingen, war im Jahre 1903. Die Kapelle spielte zu Hochzeiten und zu anderen Vergnüglichkeiten in Dettingen und der nahen Umgebung auf, da es zu damaliger Zeit nur wenige Gemeinden mit einer Musikkapelle gab.

Eine Photographie aus dem Jahre 1905, welche hinter dem ehemaligen Gasthaus „Lamm“ aufgenommen wurde, zeigt neben dem angetretenen Schützenverein auch einige Musikanten, welche zu Festlichkeiten des Schützenvereins aufspielten. Vermutlich löste sich diese Musikgruppe später wieder auf, da im Jahre 1910 der Lehrer Zimmermann für den Turnverein zum Marschieren eine Musikkapelle gründete. Er selbst übernahm die Leitung dieser Kapelle. Die Kapelle wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs wieder auseinander gerissen. Auch kehrten zwei der damaligen Musiker nicht mehr in ihre Heimat zurück. Nach dem schrecklichen Krieg nahm die Kapelle wieder ihren Spielbetrieb auf. Für die beiden Gefallenen übernahmen deren Väter die Instrumente und füllten somit die entstandenen Lücken aus. Einen gewaltigen Auftrieb bekam die Kapelle als Wachtmeister Wilhelm im Jahr 1922 nach Dettingen versetzt wurde und die Leitung der Kapelle übernahm.

Im Jahr 1923 plante der Männergesangverein Dettingen eine Musikabteilung zu gründen. Aus den Reihen des Männergesangvereins erklärten sich einige Männer bereit, bei dieser Kapelle mitzuwirken. Sie bildeten zusammen mit der alten Kapelle einen Klangkörper von 18 Musikern. Häufige Proben und eiserne Disziplin brachten diese Kapelle zum Erfolg. So trat die Kapelle bei allen öffentlichen Festen kirchlicher und weltlicher Art auf. Auch wurden Konzerte abgehalten, die bei der Bevölkerung großen Anklang fanden. Bei der Hauptversammlung des Männergesangvereins 1925 wurde beschlossen sich von der Kapelle zu trennen. Im Jahre 1926 konnte die Kapelle ihren ersten großen Erfolg feiern. Sie erreichte mit ihrem Vortrag beim Musikfest in Sulz den 1. Platz. Auch vom Fischinger Musikfest im Jahre 1927 kehrte die Kapelle preisgekührt zurück. Erwähnt sei auch die Glockenweihe 1928 bei der die Kapelle aktiv mitwirkte. Durch die Versetzung von Wachtmeister Wilhelm Mitte der 30er Jahre und dem nachfolgenden 2. Weltkrieg musste die Tätigkeit der Kapelle fast vollständig eingestellt werden. Einige frühere Musikanten blieben jedoch der Volksmusik treu und hießen die heimkehrenden Soldaten mit einen Ständchen willkommen.

Nach Ende des 2. Weltkriegs, der, wie überall, schmerzhafte Lücken in die Dettinger Musikkapelle gerissen hatte, regte sich der Wunsch, die Kapelle neu zu gründen. Auf Anregung von Rudolf Sikeler, Ferdinand Kronenbitter, Josef Schenkel und Johannes Burt trafen sich am 31. Dezember 1949 die ehemaligen Musikanten sowie die Freunde der Volksmusik im Gasthaus „Linde“ zur Gründungsversammlung. Ein reger Förderer der Volksmusik in Dettingen war auch der damalige Bürgermeister Alois Hinger, der bei dieser Versammlung zum Vorsitzenden gewählt wurde. Als Dirigenten konnte der Verein Hauptlehrer Wilhelm Straubinger gewinnen. In den folgenden Jahren arbeitete sich der Musikverein bei der Gemeinde empor und war aus dem weltlichen und geistlichen Leben nun nicht mehr wegzudenken.

1951 trat der Musikverein dem Süddeutschen Volksmusikerbund bei und nahm im selben Jahr noch am Wertungsspiel beim Kreismusikfest in Betra teil. Den ersten Höhepunkt feierte der neu gegründete Musikverein im Jahr 1954 mit einem Fest anlässlich des 30jährigen Jubiläums. Im Jahr 1955 hatte der Verein die ehrenvolle Aufgabe das 5. Kreismusikfest auszurichten. Die Schirmherrschaft dieses Musikfestes übernahm seine königliche Hoheit Fürst Friedrich von Hohenzollern.

Ein schwerer Schicksalsschlag erschütterte den Musikverein im Jahre 1956 als der Vorsitzende Alois Hinger verstarb. Doch das Vereinsleben musste weitergehen. So übernahm Artur Wolf das Amt des Vorsitzenden.

Im April 1959 musste der langjährige Dirigent Wilhelm Straubinger aus gesundheitlichen Gründen seine Dirigententätigkeit niederlegen. Als neuer Dirigent übernahm Josef Sikler den Taktstock und somit die musikalische Leitung der Kapelle. Unter Josef Sikler entwickelte sich die Kapelle zu einem starken Klangkörper, der bei örtlichen und auswärtigen Veranstaltungen ein gern gesehener Gast war. Auch nahm man nach 5 Jahren Pause wieder an einem Wertungsspiel teil. Dieses Mal wollte man sich erstmalig in der Mittelstufe bewerten lassen. Bereits vor diesem Wertungsspiel hatte der Verein erkannt, dass zur Aufrechterhaltung der Kapelle der Nachwuchs nicht fehlen darf. So wurde im Jahr 1963 mit dem Aufbau einer Jugendkapelle begonnen.

Der junge Dirigent Horst Steeb übernahm 1964 die Leitung der Kapelle. Auch die Ausbildung der Jugendlichen machte er sich zu seiner Aufgabe. Das Ergebnis dieser Jugendausbildung zeigte sich auch beim Wertungsspiel 1965 in Empfingen, bei dem die Kapelle sich einen 1. Rang in der Mittelstufe erspielte.

In den folgenden Jahren regte sich der Wunsch, neue Uniformen anzuschaffen. Durch die Hilfe der örtlichen Vereine und der Bevölkerung bei der Finanzierung dieses Projektes, konnte sich der Verein im Sommer 1968 in neuer Uniform präsentieren.

In den Jahren 1970 und 1971 befand sich der Musikverein in einer personellen und finanziellen Krise, die sich aber 1971 bedeutend gebessert hat. Zur Verbesserung der finanziellen Lage wurde 1972 ein Musikfest veranstaltet, dass jedoch wegen der schlechten Witterung nur mäßig ausfiel.

Auf eigenen Wunsch hin legte der Vorsitzende Artur Wolf im März 1973 sein Amt nieder. Im zur Nachfolge wurde Rudolf Wiechert gewählt.

Unter der Motto „Klingende Herbsttage“ veranstaltete der Musikverein zusammen mit dem Trachtenverein Dettingen und der Trachtenkapelle Gestratz im Allgäu im Oktober 1973 ein Herbstfest. Im September 1975 feierte der Musikverein sein 50jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsfest. Über die Grenzen des Heimatlandes hinaus bekannt wurde der Verein im darauffolgenden Jahr durch den Auftritt bei der Fernsehsendung „Die Musik kommt... aus Horb“ mit Maria Hellwig und Walter Scholz. Im selben Jahr hatte der Musikverein auch eine neue Trachtenuniform angeschafft, so dass sich die Musiker in einem neuen Bild bei der Bevölkerung aus nah und fern präsentieren konnten. Ein weiteres Jubiläumsfest wurde 1980 veranstaltet. Es stand unter dem Motto “30 Jahre Musikverein Dettingen - 55 Jahre Volksmusik in Dettingen“. Auch die Trachtenkapelle aus Gestratz hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Musikverein zu diesem Jubiläum zu gratulieren.

Aus beruflichen Gründen erklärte Dirigent Horst Steeb im September 1980 seinen Rücktritt. Als Nachfolger übernahm der bisherige Vorsitzende Rudolf Wiechert die Tätigkeit des Dirigenten. Bei der Hauptversammlung 1981 wurde dann Rudolf Wolf zum Vorsitzenden gewählt. Er hatte nach dem Wechsel des Vorsitzenden in das Dirigentenamt den Verein bereits kommissarisch weitergeführt.

Anlässlich der Fahnenweihe der Trachtenkapelle Gestratz im Jahr 1981 hatte der Musikverein Dettingen die Patenschaft übernommen und die Festtage im Allgäu mitgestaltet.

Im Juli 1982 fand das erste Schlossgartenfest statt. Bei diesem Fest konnte die neue Lyra dem Musikverein übergeben werden. Diese Lyra wurde durch ein Spendenkonto von den Dettinger Bürgern gestiftet. Mit einem großen Jubiläumsfest im Jahr 1984 feierte der Musikverein Dettingen „80 Jahre Volksmusik in Dettingen“. Auch konnte der Verein auf 60 Jahre Vereins­geschichte zurückblicken.

Während der folgenden Jahre nahm der Musikverein unter der musikalischen Leitung von Rudolf Wiechert in regelmäßigen Abständen an Wertungsspielen teil und konnte hierbei auch sehr viele Erfolge erzielen. Der Verein trat dabei immer in der Mittelstufe an. Den größten Erfolg in der Geschichte des Musikvereins erzielten die Musiker beim Kreismusikfest in Betra im Jahr 1989. Hier erreichte der Musikverein beim Wertungsspiel in der Mittelstufe die Bestnote, einen ersten Rang mit Auszeichnung. Auch die Jugendkapelle hatte in den Folgejahren an etlichen Jugendkritikspielen teilgenommen und konnte dabei ihr Erlerntes unter Beweis stellen.

Im Juli 1990 konnte der Musikverein Dettingen sein 40jähriges Bestehen seit der Wiedergründung feiern. Diese Fest wurde auch verbunden mit dem 2. Stadtverbandsfest des Stadtverband Horb.

Ein langersehnter Wunsch ging im Jahre 1991 in Erfüllung. So konnten beim Schlossgartenfest die neuen Kesselpauken vorgestellt werden, die wiederum durch Spenden der Dettinger Bürger finanziert wurden.

Auf eigenen Wunsch legte der Vorsitzende Rudolf Wolf bei der Hauptversammlung 1996 sein Amt nieder. Als Nachfolger wurde Claus Hofer gewählt.

Im Sommer 1997 gab Rudolf Wiechert nach über 17 Jahren Tätigkeit als Dirigent des Musikverein Dettingen sein Amt ab. Nach langem Suchen hat der Musikverein im November 1997 mit Volker Wälde einen geeigneten Nachfolger gefunden.

Der Vorsitzende Claus Hofer legte 1999 auf eigenen Wunsch sein Amt nieder. Zum neuen Vorsitzenden wurde Rolf Sikeler gewählt.

Beim 16. Schlossgartenfest im Jahr 1999 konnte der Musikverein Dettingen zusammen mit der Patenkapelle aus Gestratz das 25jährige Freundschaftstreffen feiern. Einen weiteren Grund zu feiern gab es im Jahr 2000. So konnte das Jubiläum zum 50jährige Bestehen des Musikverein seit der Wiedergründung begangen werden. Anlässlich dieses Jubiläums wurde erstmals ein Kirchen­konzert in der katholischen Kirche St. Peter in Dettingen veranstaltet. Unter dem Namen „Schlachtfest mit Musik“ veranstaltete der Musikverein im Jahr 2002 erstmalig sein beliebtes Schlachtfest in der Dettinger Schlossscheuer. Dieses Fest wird seither jährlich im Oktober veranstaltet.

Seit April 2003 ist der Musikverein Dettingen im Internet unter der Adresse www.mvdettingen.de vertreten.

Am 22. Januar 2011 wurde im Gasthaus Adler der "Förderverein des Musikverein Dettingen" gegründet. Der Zweck dieses eigenständigen Vereines ist die ideelle und finanzielle Förderung des Musikverein Dettingen - sei es bei der Jugendförderung, Trachtenbeschaffung oder bei der Finanzierung und Unterhaltung des Vereinsheimes. Durch Arbeitseinsätze und Veranstaltungen mit jährlich rund 800 bis 1.000 Arbeitsstunden, hat der Förderverein eine Basis für die Beschaffung eines eigenen Vereinsheimes erwirtschaftet.

Im Jahr 2016 bot sich die Gelegenheit das Kleintierzüchterheim zu kaufen, da sich der Kleintierzuchtverein zum Jahresende aufgelöst hat. Am 25. Oktober 2016 unterzeichneten die Vertreter des Musikvereins und des Kleintierzuchtvereins den Kaufvertrag für das Kleintierzüchterheim. Die Mitglieder von Haupt- und Förderverein haben sich anschließend zum Ziel gesetzt, das neu erworbene Gebäude komplett umzubauen und zu sanieren, um somit dem Musikverein Dettingen eine erfolgreiche Zukunft in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Ein eigens dafür gegründeter Bauausschuss hatte das Konzept für den Umbau und die Sanierung erstellt. Dieses Konzept wurde anschließend nach Rücksprache mit dem Vorstand in die Tat umgesetzt. Der Baubeginn war am 21. Juli 2017. Seither waren die Vereinsmitglieder mit Freunden und Unterstützern fast wöchentlich im Einsatz, um das Ziel vom eigenen Vereinsheim zu verwirklichen. Nach drei Jahren Bauzeit und über 9.700 Arbeitsstunden konnte das Vereinsheim am 6. September 2020 als neues „Musikerheim“ eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Im Rahmen der Einweihungsfeier fand auch die Segnung des Gebäudes durch die evangelische Vikarin Dr. Sylvie Avakian und den katholischen Diakon Karl Gemeinder statt. Für die Musikerinnen und Musiker ging somit der Wunsch nach einem eigenen Vereinsheim in Erfüllung.

Am 16. und 17. September 2023 feierten der Musikverein Dettingen und die Musikkapelle Gestratz das 50-jährige Freundschaftsjubiläum. Zu dieser Feier waren die Dettinger Musikerinnen und Musiker zu Gast bei ihren Musikfreunden im Allgäu.